Die Transscendentale Aesthetik
Auf welche Art und durch welche Mittel sich auch immer eine Erkenntniss auf Gegenstände beziehen mag, die Anschauung. Diese findet aber nur statt, so fern uns der Gegenstand gegeben wird; dieses aber ist wiederum nur dadurch möglich, dass er das Gemüth auf gewisse Weise afficire. Die Fähigkeit, Vorstellungen durch die Art, wie wir von Gegenstände afficirt werden, zu bekommen, heisst Sinnlichkeit.
Die Fähigkeit, Vorstellungen durch die Art, wie wir von Gegenstände afficirt werden, zu bekommen, heisst Sinnlichkeit.Die Fähigkeit heisst Sinnlichkeit. → Die Fähigkeit, Vorstellungen durch die Art zu bekommen, heisst Sinnlichkeit. → Welche Art? wie wir von Gegenstände afficirt werden.
Vermittelst der Sinnlichkeit also werden uns Gegenstände gegeben, und sie allein liefert uns Anschauungen; durch den Verstand aber werden sie gedacht, und von ihm entspringen Begriffe. Alles Denken aber muss sich vermittelst gewisser Merkmale, zuletzt auf Anschauungen beziehen, weil uns auf andere Weise kein Gegenstand gegeben werden kann.
Die Wirkung eines Gegenstandes auf die Vorstellungsfähigkeit ist Empfindung. Diejenige Anschauung heisst empirisch. Der unbestimmte Gegenstand einer empirischen Anschauung heisst Erscheinung.
In der Erscheinung nennt Kant das die Materie, dasjenige aber, welches macht, dass das Mannigfaltige der Erscheinung nennt Kant die Form der Erscheinung.
Da das, worinnen sich die Empfindungen allein ordnen und in gewisse Form gestellt werden können, nicht Empfindung sein kann, so ist uns die Materie aller Erscheinung nur a posteriori gegeben, aber die Form muss im Gemüt a priori bereit liegen, und abgesondert von aller Empfindung können betrachtet werden.
Kant nennt alle Vorstellungen rein, in dene nichts, was zur Empfindung gehört, angetroffen wird. Demnach wird die reine Form sinnlicher Anschauungen überhaupt im Gemüthe a priori angetroffen werden, worinnen alles Mannigfaltige der Erscheinungen in gewissen Verhältnissen angeschaut wird. Diese reine Form der Sinnlichkeit wird auch selber reine Anschauung heissen. So, wenn wir von der Vorstellung eines Körpers absondern, so bleibt mir aus dieser empirischen Anschauung noch etwas übrig, nämlich Ausdehnuug und Gestalt. Diese gehören zur reinen Auschauung, die a priori, auch ohne einen wirklichen Gegenstand der Sinne oder Empfindung, als eine blosse Form der Sinnlichkeit im Gemüthe stattfindet.
Eine Wissenschaft von allen Principien der Sinnlichkeit a priori nennt Kant die transscendentale Aesthetik. Es muss also eine solche Wissenschaft geben in Gegensatz mit derjenigen, welche die Principien des reinen Denkens enthält, und transscendentale Logik genannt wird.
Zuerst in der transscendentalen Aesthetik also werden wir die Sinnlichkeit isoliren, dadurch, dass wir alles absondern, was der Verstand durch seine Begriffe dabei denkt, damit nichts als empirische Anschauung übrig bleibe. Zweitens werden wir von dieser noch alles (was zur Empfindung gehört) abtrennen, damit nichts als reine Anschauung und die blosse Form der Erscheinungen übrig bleibe. Bei dieser Untersuchung wird sich finden zwei reinen Formen sinnlicher Anschauung (als Principien der Erkenntniss a priori gebe), nämlich Raum und Zeit.